Mit der neuen Nikon Z 6II in der Hand, gehen wir auf einen kleinen Streifzug,
rund um den großen Arbersee im Bayerischen Wald
von Yvonne Hartl
"Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?" das wusste schon Goethe und gerade in Zeiten des Lockdowns und Corona gewinnt dieses alte Sprichwort wieder immer mehr an Bedeutung. Denn mittlerweile gehört es zum Alltag, mit dem Smartphone mal schnell ein Foto zu schießen, sich kurz daran zu erfreuen und es dann im Speicher oder in der Cloud zu vergessen. Doch es kann so schön sein, seine unmittelbare Umgebung mit einer tollen Kamera in der Hand bewusst neu zu erkunden, kleine Details zu entdecken und einzigartige Momente für die Nachwelt festzuhalten.
Wir nahmen dies zum Anlass ebenfalls etwas zu entschleunigen, uns mit der neuen Nikon Z 6II Kamera in der Hand auf den Weg in die Region zu machen und einen kleinen, interessanten Streifzug rund um den großen Arbersee im Bayerischen Wald zu starten. Nebenbei haben wir die Kamera getestet und sie ein wenig besser kennengelernt.
Die spiegellose Nikon Z 6II, die Nachfolge-Kamera der ebenfalls schon spiegellosen Nikon Z 6, verfügt über eine superstabile und leichte Konstruktion aus einer Magnesiumlegierung und steht ihrem erfolgreichen Vorgängermodell in Nichts nach, ganz im Gegenteil. Neben ihrer Robustheit und der einfachen Bedienung bietet sie nun die Möglichkeit, nicht nur gigantische Bilder, sondern auch Filmsequenzen in Profiqualität aufzunehmen.
Die Kamera ist staub- und tropfwasserresistent, was uns bei unserem Spaziergang, bei dem es zwischendurch immer wieder nieselte, sehr zu Gute kam. Diese Eigenschaft macht sie daher für (Serien-)aufnahmen, auch unter widrigen Bedingungen (wie z. B. für Outdoor-, Travel- und Sportfotografie), sehr empfehlenswert.
Die Z 6II richtet sich hauptsächlich an Benutzer, die Filmaufnahmen in Kinoqualität, aber auch exzellente Fotos in Profiqualität mit einem kompakten, handlichen System aufnehmen möchten. Sie ist ideal für die professionelle Videoproduktion oder auch für anspruchsvollere Fotografie geeignet, bei der vor allem Wendigkeit, Flexibilität und kompromisslose Abbildungsleistung unverzichtbar sind.
Videos kann die Kamera für die Bildformate FX und DX in 4K/ UHD und Full-HD ausgeben. Im HLG-Aufnahmeformat werden unterdessen mehr Details, ein größerer Dynamikumfang und höherer Kontrast aufgezeichnet.
Nachbearbeitungen werden dadurch weitgehend überflüssig. Die Verbesserungen von Augen-AF und Tiererkennungs-AF im Vergleich zum Vorgänger-Modell Z 6 sorgen für eine präzisere Fokussierung der Motive, bei Foto- sowohl als auch bei Videoaufnahmen.
Da es bei unserem Ausflug zum Start eher bewölkt und im Wald daher etwas duster war, hatten wir anfangs etwas Sorge, unsere Bilder können ein wenig zu dunkel werden. Doch die Nikon Z 6II belehrte uns eines Besseren und beeindruckte mit einer faszinierenden Lichtausbeute. Man kann ohne zu lügen behaupten: mit ihr kann man wirklich bei jedem Licht fotografieren. Über den gesamten ISO-Spielraum entstanden bei uns klare Vollformatbilder und sogar bei kurzen Test-Videoaufnahmen brillante Ergebnisse. Bei einer Objektivlichtstärke von 1:2 funktioniert der "Autofokus mit wenig Licht" bis zu einem Lichtwert von ca. –6 LW. Damit genügt der Kamera schon beispielsweise ein wenig Mondlicht am Himmel um ausgezeichnet zu fokussieren.
Der Hybrid-AF mit extrem großer Bildfeldabdeckung erfasst das Motiv präzise. Sie kann bis zu 14 Bilder pro Sekunde aufnehmen – bei voller Auflösung mit voller AF-Unterstützung und automatischer Belichtung. Wenn es auf Schnelligkeit ankommt – und das ist eigentlich meistens der Fall – fängt sie teilweise Szenen ein, die "live" leider entgehen können. Diese werden manchmal sogar erst bei der Sichtung auf dem Computer entdeckt und sorgen nach dem Fotografieren für einen nachträglichen Wow-Effekt.
Das Z-Bajonett mit seinem großen Durchmesser wird ergänzt um einen großen Vollformatsensor mit 24,5 MP und zwei EXPEED-Prozessoren. Daraus resultieren ein größerer Dynamikumfang und eine rauscharme Leistung. Videoaufnahmen sind mit Auflösungen bis 4K/60p möglich. Die Prozessoren verdoppeln zudem die verfügbare Leistung – vom Autofokus bis zur Pufferkapazität. Dieser schnellere Hochleistungspuffer ermöglicht das Aufnehmen von bis zu 200 JPEGs oder 124 Bildern im unkomprimierten 12-Bit-RAW-Format in einer Aufnahmeserie. Dank der hohen Bildwiederholrate verpasst man keine Sekunde und die beiden EXPEED-Engines schreiben die Daten blitzschnell auf die Speicherkarten.
Durch die zwei Speicherkartenfächer kann eigener Workflow eingebracht werden und, so hatten wir es gemacht, Fotos von Filmen zu trennen. Alternativ gingen auch eine separate RAW- von JPEG-Trennung, je nach dem wie man am besten zurecht kommt. Auch besteht die Möglichkeit die Daten zwischen den Karten hin und her zu kopieren, die Fächer als Überlaufreserve oder als Sofortbackup zu konfigurieren. Nutzbar sind UHS-II-SD-Karten, XQD- oder neue hochmoderne und ultraschnelle CFexpress-Karten.
In unserem Test nutzen wir für alle Bilder das "Allround"- Objektiv NIKKOR Z 24-70 mm 1:4 – es überzeugte uns bei Makro, wie auch bei Landschaftsaufnahmen. Der praktische Bajonettadapter FTZ (bei uns ebenfalls im Kit enthalten) ermöglicht neben den erhältlichen Objektiven der Z-Serie, die Kompatibilität mit über 300 NIKKOR-Objektiven mit FBajonett. Fotografen, die bereits ein kleines Arsenal an F-Objektiven angesammelt haben, können mithilfe des Adapters beruhigt auf die Z-Modelle umsteigen.
Mit der Nikon-App SnapBridge kann die Kamera jederzeit über ein Smartgerät wie beispielsweise ein Handy oder Tablet aktualisiert werden. Doch die App hat noch mehr drauf! So kann sie beispielsweise, in Verbingung mit der Nutzung auf dem Smartphone, als Fernauslöser benutzt werden. Unsere favorisierte Appfunktion ist allerdings das direkte Filtern von JPEGs und RAW-Dateien. So können ohne Umschweife, auch von überall unterwegs, die Bilder sofort (z. B. für Social
Media) genutzt oder auch an andere Geräte weitergeleitet werden. Auch App-Hashtags und Urheberrechtsvermerke können den Bildern spielend leicht zugewiesen werden.
Wer seine Kunstwerke dann doch lieber klassisch direkt auf den Computer ziehen will, kann dies herkömmlich per Kabel oder Speicherkartentransfer erledigen. Einfacher jedoch ist es kabellos über die in der Kamera integrierte WLan-Funktion. So muss die Kamera nur per WLan mit dem Computer verbunden werden und der Transfer der Bilder kann beginnen. Nie mehr Kabelsalat oder Steckplätzemangel!
Alles in Allem ist die Nikon Z 6II die perfekte Allround-Kamera, die im Amateur- sowie auch im Profibereich eine Menge Spaß bereiten kann. Mit ihren umfangreichen Funktionen ist sie wie dafür geschaffen, sie in die Hand zu nehmen und loszugehen um entspannt und bewusst tolle Momente festzuhalten und eigene große Foto-Projekte zu starten. *
Erhältlich ist der Nikon Z 6II Body (ohne Objektiv oder Zubehör) für ca. 2.000 Euro,
unser hier im Artikel verwendetes Kit inklusive NIKKOR Z 24-70 mm 1:4 Objektiv und FTZ Adapter liegt preislich bei ca. 2.650 Euro.